Literaturtip: Dietrich Dörner; Die Logik des Misslingens; Strategisches Denken in komplexen Situationen, Rowohlt Verlag, Hamburg
Die Merkmale komplexer Handlungssituationen können wie folgt dargelegt werden:
Es geht jeweils um die Bewältigung von Problemen in komplexen, vernetzten, intransparenten und dynamischen Situationen.
Komplexität entsteht ja dadurch, dass ein System aus sehr vielen Variablen besteht, die jeweils miteinander vernetzt sind, und die sich untereinander mehr oder weniger stark beeinflussen.
Auch sind diese Systeme meist wenig transparent, man sieht für gewöhnlich nicht das gesamte System, sondern nur einen Teilbereich daraus.
Und schließlich entwickeln sich diese Systeme weiter, sie weisen sozusagen eine Eigendynamik auf.
Komplexität und Vernetzung
In komplexen Systemen gilt es zu berücksichtigten, dass die verschiedenen Variablen nicht unabhängig voneinander existieren, sondern sich wechselseitig beeinflussen.
Ein Eingriff, der einen Teil des Systems betrifft, wirkt immer auch auf viele andere Teile des Systems. Das wird „Vernetztheit“ genannt.
Ein weiteres Problem ist auch, dass Komplexität kaum zufriedenstellend gemessen werden kann. Komplexität ist keine objektive, sondern eine subjektive Größe.
Ein geübter Schifahrer wird dieselbe Situation im Steilhang als weniger komplex wahrnehmen als ein Anfänger. Dörner erklärt diesen Effekt mit „Superzeichen“. Eine bestimmte Situation am Schihang stellt sich für den erfahrenen Fahrer nicht als ein Konglomerat von Einzelmerkmalen, die einzeln beobachtet werden müssen dar, sondern als „Gestalt“, die es dem geübten Schifahrer einfacher macht, in dieser Situation angemessen zu reagieren. „Superzeichen“ reduzieren für ihn somit die Komplexität.
Dynamik
Wenn in ein komplexes System interveniert wird, so geschieht dies oft unter Zeitdruck der Akteure (man denke nur an die vielen „Hilfsmaßnahmen“ zur Stärkung der Wirtschaft ab dem Jahr 2008 oder an viele Maßnahmen der Pandemiebekämpfung ab dem Jahr 2020).
Zeitdruck bedeutet auch, dass die Informationssammlung nicht beliebig lange dauern darf, man muss sich mit „Ungefährlösungen“ zufrieden geben.
Auch ist es enorm wichtig, nicht nur den Status Quo eines Systems zu berücksichtigen (Wie verhält sich das System im Augenblick), sondern die Eigendynamik von Systemen macht weiterhin die Erfassung ihrer Entwicklungstendenzen erforderlich.
Die Analyse der augenblicklichen Gegebenheiten reicht keineswegs aus, man muss zusätzlich versuchen herauszubekommen, wo das Ganze hin will.
Intransparenz
Diejenige Person, die planen möchte, sieht in der Regel nicht alle Merkmale einer Situation (z.B: ein Bürgermeister kennt nicht alle Faktoren, die dazu angetan sind, die Lebensqualität für die Bürger seiner Gemeinde zu erhöhen).
Selbst wenn er vollständige Kenntnis über die Systemstrukturen hätte, wird er doch nie ganz genau wissen, welche Situation wirklich vorliegt. Die Intransparenz ist eine weitere Quelle der Unbestimmtheit der Planungs- und Entscheidungssituation.
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