Zurück zur Natur – ein romantischer Irrtum?

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„Wer die Natur beherrschen will, muss ihr gehorchen.“ – Francis Bacon

Immer öfter hören wir den Wunsch, „zurück zur Natur“ und im Einklang mit ihr zu leben. Doch um das ernsthaft zu wollen, müsste man die Prinzipien und Gesetze der Natur kennen und akzeptieren.

Diese Prinzipien haben das Leben auf der Erde seit Milliarden Jahren geprägt.
Die Gleichsetzung „natürlich = gut, künstlich = schlecht“ taugt jedoch kaum für seriöse Diskussionen. Ein modernes Narkosemittel ist mir lieber als der „natürliche“ Holzhammer. Und auch der „Öko-Krebs“ in uranverseuchten Regionen Australiens macht deutlich, dass die Natur kein Wohlfühlprogramm ist.

Gesetz des Überlebens

Das oberste Prinzip der Natur lautet: Überleben. Organismen müssen Nahrung finden, sich schützen und fortpflanzen. Wer besser angepasst ist, überlebt. Wer nicht mithält, verschwindet. Artenschutz oder Mitgefühl gibt es dabei nicht. Ein Hai denkt nicht an die Mutter eines Robbenbabys, wenn er Beute macht.

Produktivität und Effizienz

Die Natur kennt keine Verschwendung, außer sie dient einem größeren Zweck. Ressourcen werden effizient genutzt und in Kreisläufen wiederverwendet. Alles, was unproduktiv oder ineffizient ist, wird eliminiert. Doch komplexe Systeme sind nicht linear. Ein Kirschbaum blüht verschwenderisch im Frühling. Für sich betrachtet wirkt das ineffizient, im größeren Zusammenhang schafft es Lebensraum und sichert den Fortbestand. Vince Ebert bringt es auf den Punkt: Was wie Verschwendung aussieht, macht das System insgesamt tragfähig.

Symbiose und Abhängigkeit

Viele Arten leben in Symbiose, etwa Blütenpflanzen und bestäubende Insekten. Die Beziehung beruht nicht auf „guter Absicht“, sondern auf beiderseitigem Vorteil. Ohne diese Win-win-Logik gäbe es die Kooperation nicht.

Konkurrenz und Kooperation

Beides gehört untrennbar zusammen. Organismen konkurrieren um Nahrung und Lebensraum, gleichzeitig kooperieren sie, wenn es Vorteile bringt. Die Natur zeigt, dass Konkurrenz nicht per se schlecht ist und Kooperation nicht automatisch gut.

Der Irrtum der Romantik

Die Natur ist ein vier Milliarden Jahre altes Versuchslabor. Sie hat unzählige Varianten hervorgebracht, getestet und wieder aussortiert. Alles, was heute existiert, ist Ergebnis harter Selektion. Moral oder Mitgefühl spielen keine Rolle. Die Natur ist indifferent.
Der Mensch unterscheidet sich darin, dass er reflektieren und bewusst handeln kann. Wir versuchen, Schäden zu vermeiden, andere Lebewesen zu schützen und Umwelt zu bewahren. Genau darin liegt unser Fortschritt: Wir haben uns sozusagen von den härtesten Naturgesetzen emanzipiert.
Während manche romantisch von einer „Rückkehr zur Natur“ träumen, liegt unsere wahre Stärke darin, die Prinzipien der Natur zu verstehen, ohne ihnen blind zu folgen. Wir können ihre Logik respektieren und gleichzeitig eigene Maßstäbe setzen, die über bloßes Überleben hinausgehen.


„Wer die Natur idealisiert, unterschätzt ihre unerbittliche Logik.“ – Paul Slamanig

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Redaktions Team

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Selbststeuerung als Prinzip zukunftsfähiger Unternehmen

Die Natur ist das älteste Versuchslabor im Umgang mit Komplexität.
Über Milliarden Jahre hinweg haben sich Systeme durchgesetzt, die anpassungsfähig, robust und lernfähig sind. Systeme ohne diese Eigenschaften sind verschwunden.

Zurück zur Natur – ein romantischer Irrtum?

Immer öfter hören wir den Wunsch, „zurück zur Natur“ und im Einklang mit ihr zu leben. Doch um das ernsthaft zu wollen, müsste man die Prinzipien und Gesetze der Natur kennen und akzeptieren.
Diese Prinzipien haben das Leben auf der Erde seit Milliarden Jahren geprägt.

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Viele glauben, mit der BCG-Matrix mit Fragezeichen, Sternen, Milchkühen und armen Hunden ließen sich Strategien für ein Unternehmen direkt ableiten. Genau hier beginnen die Missverständnisse, und mit diesem Beitrag möchte ich einige davon auflösen.

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