Die Natur ist das älteste Versuchslabor im Umgang mit Komplexität.
Über Milliarden Jahre hinweg haben sich Systeme durchgesetzt, die anpassungsfähig, robust und lernfähig sind.
Systeme ohne diese Eigenschaften sind verschwunden.
Diese Prinzipien sind für Unternehmen heute hochrelevant, denn sie bewegen sich in Umwelten, die nicht mehr linear steuerbar sind. Märkte sind volatil, Rahmenbedingungen unsicher, Variablen vielfach miteinander verknüpft.
Klassische Steuerungsansätze stoßen an ihre Grenzen.
Moderne Führung und Controlling müssen Organisationen so gestalten, dass sie sich selbst im Sinne ihrer Ziele regulieren können. Selbststeuerung ersetzt zentrale Eingriffe durch systemische Mechanismen: Rückkopplungen, klare Spielregeln, Transparenz und Anreizsysteme.

Selbstregulierung in natürlichen Systemen
Ökosystem Wald: Bei Insektenbefall steigt die Zahl natürlicher Fressfeinde, bis das Gleichgewicht wiederhergestellt ist, ohne externen Eingriff.
Homöostase im menschlichen Körper: Temperatur oder Blutzucker werden automatisch reguliert, durch interne Messung und Anpassung.
Bienenschwarm: Standortentscheidungen entstehen dezentral durch Informationsteilung und kollektive Intelligenz: keine einzelne Biene steuert den Prozess.
Diese Beispiele zeigen: Selbststeuerung funktioniert über Feedback, Dezentralität und gemeinsame Orientierung.
Selbstregulierung in Organisationen
Auch Unternehmen können diese Prinzipien nutzen:
> Anreizsysteme fördern gewünschtes Verhalten. Belohnungen für termingerechte Projektabschlüsse wirken stärker als ständige Kontrolle.
> „Effektive“ Teams regulieren sich selbst, indem sie Ziele setzen, Arbeit reflektieren und iterativ anpassen.
> Steuerung erfolgt über Transparenz und Selbstverpflichtung, nicht über Hierarchie.
> Frühwarnsysteme mit Kennzahlen ermöglichen dezentralen Einheiten, eigenständig Maßnahmen abzuleiten.
> Lernen entsteht durch Feedback statt durch zentrale Anordnungen.
Damit Selbststeuerung gelingt, braucht es: klare Rückkopplungen, Handlungsspielräume, sinnvolle Anreize und eine gemeinsame Orientierung.
> In der Natur geschieht dies evolutionär.
> In Unternehmen muss es bewusst gestaltet werden.
Märkte als selbst-regulierende Systeme
Oft heißt es, Märkte „regeln sich selbst“.
Richtig ist: Märkte wirken über Rückkopplungen.
Sie belohnen effiziente, kundenorientierte Unternehmen und bestrafen Fehlentwicklungen. Aber sie sind kein Selbstzweck. Ohne Rahmenbedingungen entstehen Monopole, illegale Absprachen oder Übervorteilung. Märkte brauchen deshalb Regeln, Transparenz und Institutionen, die Verhalten indirekt beeinflussen. Entscheidend ist nicht Einzelfallsteuerung, sondern die Gestaltung von Strukturen, die erwünschtes Verhalten fördern.
Die Aufgabe moderner Unternehmensführung
Für Unternehmen bedeutet das: Nicht jeder Eingriff kann zentral geplant werden. In komplexen Umwelten müssen Systeme so gebaut sein, dass sie lernfähig, anpassungsfähig und resilient reagieren können.
Selbststeuerung heißt nicht, Führung abzuschaffen, sondern
Führung so zu gestalten, dass Organisationen im eigenen Interesse wirksam handeln können.
Das ist die unsichtbare Intelligenz leistungsfähiger Systeme – und die zentrale Aufgabe eines modernen Controllings.
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